- Co-Autoren: Lukas Horst, Frank von Danwitz
Die Lernplattform Moodle feiert ihren 19. Geburtstag! Grund genug für uns, auf die bewegten (fast) zwei Jahrzehnte im Zeichen des kleinen “m” mit Doktorhut zurückzublicken.
Martin Dougiamas, Gründer und Chef-Entwickler von Moodle, begann bereits im Jahr 1999 an einem frühen Prototyp eines neuartigen Lernmanagementsystems (LMS) zu arbeiten, welches dann, zwei Jahre später, in einer ersten Rohversion des heutigen Moodle mündete.
Moodle als Open Source Plattform
War Moodle im Jahr 2001 noch die Vision und das Produkt eines Einzelnen, führte die Option über einen “Bug-Tracker” Einsicht in den Entwicklungsprozess zu nehmen, zu einem neuen Grad an Transparenz und schließlich am 20. August des Jahres 2002 zu der Moodle-Version 1.0. Nutzer*innen begannen sich auszutauschen und zu vernetzen, die Software in verschiedene Sprachen zu übersetzen und neue Designs zu erstellen – die Moodle-Community war geboren.
“The term “LMS” can mean a lot of things and I rarely use it for Moodle. Moodle was always designed as a learning platform, more like an operating system or a “lego set” which allows you to create exactly the tool you need for a particular learning situation, ranging from the smallest home school up to the largest University. Every class is different.”
Martin Dougiamas | 2015 | Blog Dougiamas
Im Laufe der Jahre etablierte Moodle sich als führendes und preisgekröntes Open Source LMS und wuchs rasant. Waren 2004 noch etwa 1000 registrierte Sites gelistet, beziffern aktuelle Erhebungen diesen Wert mittlerweile auf rund 186.000.
Dabei belegt Deutschland mit allein über 10.000 Sites weltweit Platz 4, hinter Spanien, den USA und Mexiko. Konnte 2010 noch die Schallmauer von einer Million Moodle-Nutzer*innen geknackt werden, verwenden inzwischen über 282 Millionen Nutzer*innen in 245 Ländern das LMS Moodle, welches in mehr als 100 Sprachen zur Verfügung steht.
Die Corona-Pandemie führte durch die Verschiebung von Lehr- und Lernangeboten in den digitalen und mobilen Bereich zu einem zusätzlichen Wachstum der Plattform. Seit März 2020 wurden weltweit etwa 50.000 neue Moodle-Sites und allein im März 2021 über 4,5 Millionen aktive Geräte in der Moodle-App registriert. Zum Vergleich, die Zugriffe via App beliefen sich im Vorjahr auf nur rund 1,3 Millionen.
Derzeit arbeiten elf Entwickler*innen im Firmenhauptsitz in Perth, teils virtuell, an der stetigen Verbesserung des LMS. Über das Moodle HQ hinaus wird das Design und die Funktionalität der Plattform maßgeblich durch die Community geprägt und mitgestaltet. Als Open Source Produkt lebt Moodle von dem Schwarmwissen ihrer Nutzer*innen und den entstehenden Verbundvorteilen. Unzählige Personen arbeiten weltweit an Plugins und Erweiterungen sowie Anpassungen des Systems an ihre lokalen Anforderungen.
Diese Plugins können sowohl kleinere, optische Modifikationen umfassen, als auch die Nutzung völlig neuer Aktivitäten in Moodle ermöglichen. Nicht selten halten findige Erweiterungen im Laufe der Zeit Einzug in den Moodle Core, so auch das Autoren-Tool H5P, welches zunächst nur als Plugin anbindbar war, den Spielraum für digitale Lernmodule jedoch signifikant erweiterte und nun Schritt für Schritt fest mit der Lernplattform verbunden wird.
Für den Herbst 2021 ist die Version Moodle 4.0 mit einschneidenden Veränderungen in der Navigation und Benutzeroberfläche vorgesehen. Ein weiterer Meilenstein für die Open Source Plattform Moodle, die mit Sicherheit noch viele weitere Jahrzehnte als fester Baustein des digitalen Lehrens und Lernen existieren wird.
Während die Seite moodle.org als Begegnungsstätte der internationalen Community fungiert und momentan 1883 (!) Plugins listet, bietet moodle.com einen Einblick in den kommerziellen Teilbereich des LMS. Wer noch mehr über Moodle erfahren und aktiver Bestandteil der Community werden möchte, sollte unbedingt dort vorbeischauen.
Moodle an der Bergischen Universität Wuppertal
An der Bergische Universität Wuppertal (BUW) wird Moodle seit fast 15 Jahren – seit dem Wintersemester 06/07, beginnend mit der Version 1.9 – als zentrale Lernplattform eingesetzt. Allein im Jahr 2020 beherbergte das LMS an der BUW über 14.000 Kurse – zum Vergleich, im Sommer 2013 belief sich dieser Wert noch auf rund 2500 – und verzeichnete fast 900.000 Zugriffe pro Tag.
Während im Jahr 2012 im Durchschnitt rund 260 Dozent*innen und etwa 1000 Student*innen pro Monat auf die Plattform zugriffen, nutzten in 2018 fast 7x so viele Dozent*innen und 10x so viele Student*innen die vielschichtigen Möglichkeiten des LMS in der digitalen Lehre. Im ersten Halbjahr 2021 verwendeten im Durchschnitt über 19.000 Nutzer*innen Moodle, wobei etwa jede*r sechste Nutzer*in als Dozent*in eingeschrieben war.
Wie ein Blick auf die Benutzeroberflächen der vergangenen Jahre zeigt, hat sich nicht nur in der Funktionalität und den Nutzungszahlen einiges getan. Auch in Fragen der Ästhetik und Bedienfreundlichkeit erinnert nur noch wenig an die Anfänge des LMS an der BUW.
Mittlerweile läuft Moodle unter der Version 3.10 an der BUW und wird durch eine Vielzahl von Plugins in Funktionalität und Design an die spezifischen Bedürfnisse der Nutzergruppen angepasst und fortwährend evaluiert.
Kooperationen | Ausblick
Ohne Moodle als freie und quelloffene Software wäre der Lehrbetrieb – insbesondere in der aktuellen Situation – kaum realisierbar. Die Bergische Universität Wuppertal hat dies erkannt und ist
- Unterzeichnerin der Opensourcelms Erklärung und unterstützt die Moodle Users Association (MUA) als Silver Sponsor, die mit über Anpassungen und Weiterentwicklungen des Source Code entscheidet.
- Für die Bereiche Weiterentwicklung, E-Assessment, Netzwerkbildung, Lerntechnologien und Support für NRW Hochschulen ist die BUW mit der Servicestelle MOODLE.NRW mit Förderung der DH.NRW als Konsortionalpartnerin gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum engagiert.
- Wichtige Partner in diesem Kontext bilden das Landesportal ORCA sowie das Projekt HD@DH.NRW.
Für die nahe Zukunft ist mit dem Umstieg auf Moodle 4 geplant, weitere Verbesserungen für Studierende und Lehrende an der BUW zu etablieren, über die wir fortlaufend auch hier an dieser Stelle in unserem ZIM-Blog informieren werden.
Bei all den anstehenden Entwicklungen, Modifikationen und Erweiterungen wird eines jedoch als Konstante bleiben – das unverkennbare uni-grün sowie das kleine „m“ mit Doktorhut.